Ein Abend in der Drunken Cow

Nachdem wir bei unserem letzten Burgertest im vergangenen Jahr ins Burger&Bier im Glockenbachviertel verschlagen hatte, machten wir uns dieses Mal auf, die Maxvorstadt zu erkunden. Hier liegt in der Gabelsbergerstraße 58, in angenehmer Laufnähe zum U-Bahnhof Stiglmaierplatz, das im November neu eröffnete Drunken Cow Bar & Grill – ein Küken (oder vielleicht ein Kalb?) unter den Münchner Burgerläden also, dass wir da ausprobieren wollten.

Auf den ersten Blick wirkt das Drunken Cow nicht unbedingt wie ein Burgerladen, was auch der Grund dafür sein mag, dass ich erstmal dran vorbeilaufe und erst ein oder zwei Häuser weiter merke, dass ich die Hausnummer verpasst habe. Mit einem kleinen Vordach und einem Schild, dass die Tagessuppen anpreist, fühle ich mich mehr an ein französisches oder irgendein gediegeneres Restaurant erinnert. Doch der Blick fällt beim zweiten Vorbeigehen genauer aus und lässt mich die Kuh auf dem Logo an der Tür sehen und erkennen – hier bin ich richtig. Die betrunkene Kuh ist eher klein – was mir dabei hilft, mich zu orientieren und den Rest der Burgerwehr schnell zu finden – ich habe mich leicht verspätet, die Herren sind schon eine Weile länger da als ich. Laut Website haben hier „ca. 60 Personen“ Platz, was aber – sofern es keinen weiteren Gastraum gibt – etwas eng werden könnte. Die Kombination aus Restauranttischen, hohen Tischen mit Barhockern und Plätzen an der Bar selbst gefällt mir jedoch ziemlich gut und lockert den kleinen Raum auf.

Atmosphärisch liegt die Betonung eher auf „Bar“ als „Grill“ – das Licht ist schummrig, das Farbkonzept ist mit Rot und Schwarz auch eher dunkel gehalten. Das macht das ganze Ensemble allerdings um keinen Deut weniger bequem oder ansprechend, wozu auch die wirklich sehr freundlichen und lockeren Mitarbeiter beitragen. Da kann es schon mal vorkommen, dass man – wie in meinem Fall – angesprochen wird, ob man denn noch einen Wunsch habe, man sähe so aus – wenn man sich gerade von seinem Platz aus umblickt, um das Lokal in seiner Gesamtheit wahrzunehmen.

Doch nun zu dem, wofür wir hier sind – Burger! Burger gibt es hier wirklich genug – vom klassischen Ham- und Cheeseburger über den Tarantino-inspirierten, hawaiianisch anmutenden Kahuna-Burger, zum Surf & Turf-Burger mit Garnelen. Dem Namen treu bleibend gibt es größtenteils Beef-Burger, abgesehen von einer einzigen vegetarischen Option und dem Mr. Chicken mit Hähnchenbrustfilet. Dafür gibt es die Möglichkeit, aus drei verschiedenen Brotarten für das Bun auszuwählen – eine davon glutenfrei(!), sich zwischen 150 und 250 Gramm Fleisch zu entscheiden und vier Extras – Bacon, Röstzwiebeln, Guacamole und extra Käse – auf den Burger legen zu lassen. Aus mir nicht ganz verständlichen Gründen gibt es auf allen Burgern Jalapenos. Vielleicht nicht jedermanns Sache, meine jedenfalls nicht – aber dank der freundlichen und kooperativen Bedienung lassen sich da auch kleine Änderungen vornehmen. Geschmacklich lassen die Burger keine Wünsche offen, preislich liegen sie im eher mittleren bis hohen Segment. Die Preisspanne beginnt bei 9,50 € für den rudimentären Hamburger (Bun, Fleisch, Jalapenos), legt ein breites Mittelfeld von 11,50 € an und endet bei 19,00 € für den Wagyu-Burger (180g Wagyu-Fleisch, in Trüffelöl gebraten, im Bun, mit Jalapenos). Für die 250g-Fleischpatty-Version werden auf jeden Burger nochmal drei Euro aufgeschlagen. Nachvollziehbar, dennoch nicht für jeden Geldbeutel. Man sollte der Fairness und Vollständigkeit halber auch erwähnen, dass die Betrunkene Kuh nicht nur Burger grillt – hier gibt es auch Steak – die haben wir nur in Abstimmung mit unserer Mission nicht probiert und wollen dazu auch auch keine Aussage treffen.

Mit jedem der Burger kommt auch ein kleines Gläschen Cole Slaw (oder halt Krautsalat) und – in den Worten der Drunken Cow-Speisekarte – eine Kartoffelbeilage. Die aber auch aus Süßkartoffeln bestehen kann. Die ja eigentlich nur sehr entfernt Kartoffeln sind. Was aber egal ist, weil lecker sind die Süßkartoffelfries in der Drunken Cow allemal. Alternativ zu den leider etwas langweiligen Steakhouse Fries werden auch Rosmarinkartoffeln und getrüffelter Kartoffelbrei gereicht, alles sehr nett angerichtet im (leider sehr) kleinen Metalleimer. Leider sind die Portionen der Beilagen – entsprechend der Eimergröße – eher klein gehalten und ausgefallenere Soßen als Ketchup und Mayo, von denen es in der Drunken Cow so einige spannende gibt – von Pfeffer-Rahm bis Feigen-Senf – kosten gleich mal zwischen 2,00 € und 3,50 € extra.

Die Getränke sind so ziemlich das größte Manko in der Drunken Cow. Getreu dem „Bar“ im „Bar und Grill“ ist die Cocktailkarte reichhaltig, preislich auch nicht teurer als die Cocktails anderswo in München und bietet mit Cocktails wie dem Helsinki Mule, dem Maxvorstadtveilchen oder einer ganzen Sparte an „Old & Forgotten Cocktails“ durchaus neues und ungewöhnliches für Cocktailfreunde. Der probierte Mojito ist eher auf der starken Seite des Spektrums gemischt, mit dem Rum scheint es die Drunken Cow-Crew gut zu meinen. Leider sieht es bei Bieren und Nichtalkoholischem nicht so rosig aus. Für die 3,50 €, die für eine 0,33l-Flasche Helles verlangt werden, kriegt man anderswo eine Halbe. Für 3,20 € erhält man eine 0,33l-Flasche Spezi – anderswo kostet so viel ein halber Liter. Und warum genau ein halber Liter Tafelwasser ganze FÜNF EURO kostet war uns am Ende des Abends immer noch etwas schleierhaft.

Unterm Strich lässt sich sagen: Als Gesamtkonzept macht die Betrunkene Kuh viel richtig. Die Burger schmecken sehr gut, die Auswahl- und Kombinationsmöglichkeiten beim Essen sind lobenswert und der Service liest einem die Wünsche von den Augen ab, selbst wenn man gerade gar keine hat. Das Bar und Grill-Konzept geht gut auf und die dunkle Atmosphäre erzeugt in Kombination mit dem kleinen Barraum eine ganz besondere Stimmung – auch, weil es gut ist, wenn nicht – wie inzwischen zum Beispiel im Hans im Glück oder anderswo – ein paar hundert Leute mit einem im Raum sind oder man nach ein paar Stunden hinauskomplimentiert wird, um Platz für die nächsten Gäste zu schaffen. Das trägt zu einem sehr netten Abend bei, der von den Burgern nur noch weiter bereichert wird. An anderen, bereits erwähnten, Stellen sollte der noch junge Laden aber vielleicht noch etwas nachjustieren.

 

Unsere Noten:

Burger: Sehr gut

Beilagen: Gut

Getränke: Ausreichend

Portion: Befriedigend

Service: Sehr gut

Preis: Ausreichend

Gesamtnote: 2,5 – gut für einen netten Abend, wenn der Preis nicht unbedingt eine Rolle spielt.

 

Further reading:
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.drunken-cow-betrunkene-kuh-vom-grill.d94a0668-958f-4690-9d77-f667ebee0254.html
http://essengehenistaucheinhobby.de/2016/01/20/drunken-cow-bar-grill-in-der-maxvorstadt/

Further eating:
Zur Drunken-Cow-Familie gehört auch das Ca-ba-lu am Lehel, ein kleiner, aber unglaublich feiner Burgerladen, den wir letztes Jahr ausprobiert haben.

 

 

 

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